Comeback der Hanse

Wie sehen Mythen und Geschichten aus unserer Geschichte aus? Vor kurzem haben Historiker in Rendsburg den Besuchern des ersten „Tages der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ Mythen und Geschichte des nördlichsten Bundeslandes nähergebracht. Eine wichtige historische Phase war natürlich die Zeit der Hanse, die heute immer noch präsent ist. Auf Autokennzeichen spiegelt das zusätzliche „H“ die frühere Zugehörigkeit von Städten zur Hanse wider. Und auch die imposanten norddeutschen Altstädte zeugen heute noch von der Macht und dem Reichtum der Hanse.

Die Hanse war für einige Jahrhunderte ein Zusammenschluss von Kaufleuten, die in der Ostsee und bis nach England Handel gestalteten. Das Netzwerk der Kaufleute führte zu einem besonderen Reichtum in der Region und schlussendlich zur Etablierung eines eigenen Rechtsystems und organisierten Hansetagen.

Und was können wir heute, über 300 Jahre später, noch von der Hanse lernen? In jeder Epoche wurde die Hanse anders gedeutet und mitunter auch für die eigenen Zwecke instrumentalisiert. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg betrachtete man die Hanse sachlicher. Björn Engholm, der damalige Ministerpräsident, wollte 1988 sogar mit dem Konzept der „Neuen Hanse“ die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit im Ostseeraum ankurbeln. Die Zusammenarbeit klappte, wenn auch unter einem anderen Namen. Dänemark und Norwegen, die im 14. Jahrhundert gegen die Hanse Krieg führten, lehnten den Namen ab. In Schweden erlebte die Hanse zur gleichen Zeit allerdings ein Revival und wurde als „EU des Mittelalters“ regelrecht gefeiert.

2016 ist die Hanse sogar wieder konkret präsent. Heute haben sich zehn Wirtschaftsverbände mit rund 400.000 Unternehmern zu einer Initiative zusammengeschlossen – dem Hansebelt. Die Vision:

“Inspiriert von unseren skandinavischen Nachbarn und in enger Partnerschaft mit ihnen wollen wir den HanseBelt als Europäische Zukunftsachse etablieren – in bester Lage zwischen Hamburg und Kopenhagen, mit direktem Zugang zum Ostseeraum und mit außergewöhnlichen Voraussetzungen in den Bereichen Forschung und Bildung, Unternehmenskultur und Lebensqualität”.