Wer einen Faktencheck fordert, sollte sich an die Fakten halten!

Zu dem heutigen Interview mit Frau Hagedorn in den Lübecker Nachrichten (30.10.17) erklärt Björn Prölß Vorsitzender des Vereins beltoffen e.V.

Bettina Hagedorn verwechselt den eigentlichen Sinn des Projektes. Es geht bei dem Fehmarnbelt-Tunnel nicht um Beton. Dänen und Deutsche wollen durch den Tunnel eine neue Region gestalten, die gemeinsames Leben und Arbeiten möglich macht. Dieses Zusammenwachsen zu einer neuen europäischen Region mag man kritisieren. Nur dann sollte man Alternativen aufzeigen, wie man in Zeiten der Globalisierung Ostholstein gestaltet. Ein Zusammenwachsen der Region durch Fährverbindungen wird es nicht geben.

Es ist bedauerlich, dass Bettina Hagedorn wieder einmal den Eindruck erweckt, der Fehmarnbelt-Tunnel sei ein unsinniges Milliardengrab. Ich schätze Bettina Hagedorns Engagement für die Region sehr, würde uns Ostholsteinern aber wünschen, sie würde diese Energie für die Zukunft unserer Region zum Einsatz bringen. Wer einen Faktencheck fordert, muss sich an die Fakten halten.

  1. Dänemark hat hervorragende Erfahrungen mit dem Bau und der Finanzierung solcher Infrastrukturprojekte gemacht. Die Verbindungen über den Großen Belt und den Öresund belegen, dass die positiven volkswirtschaftlichen Effekte weit über die Baukosten hinausgehen. So wird zum Beispiel der Gesamtnutzen der Verbindung über den Großen Belt in den ersten 50 Jahren nach Eröffnung auf 48,6 Milliarden Euro geschätzt – bei ursprünglichen Baukosten von 2,9 Milliarden Euro.
  2. Dänemark trägt die Hauptlast der Kosten für den Fehmarnbelt-Tunnel, da es den Tunnel alleine finanziert. Außerdem trägt Dänemark natürlich die dänische Schienen- und Straßenanbindung.
  3. In Deutschland finanzieren die Steuerzahler mit dem Ausbau der Schienen- und Straßenanbindung zwischen Lübeck und Puttgarden den kleineren Teil des Gesamtprojekts. Die Modernisierung von Bahn und Schiene ist aber alleine für die Gruppe der Pendler überfällig. Deutschland wird vom Fehmarnbelt-Tunnel volkswirtschaftlich gleichermaßen profitieren wie Dänemark.
  4. Durch Einnahmen aus den Mautgebühren beteiligen sich nur diejenigen an der Finanzierung des Tunnels, die den Tunnel auch tatsächlich nutzen.
  5. Der derzeitige Zeitplan sieht vor, dass im Sommer 2018 der Planfeststellungsbeschluss ergeht. Wenn jetzt mit zwei Klagen gerechnet werden muss, ist der Baubeginn 2020 realistisch. Wer auf der einen Seite durch Klagen und Fundamentalopposition den Tunnel verzögert, auf der anderen Seite dann die steigenden Kosten thematisiert, macht sich unglaubwürdig.
  6. Der Tunnel wird mit dem Auto und dem Zug befahren werden können. Ungefähr 50% der Kosten fließen in den Eisenbahnteil und 50% in den Straßenteil. Die notwendige Modernisierung der Schiene macht den Verkehr grüner. Sie eröffnet gerade auch die Chance für einen grünen Verkehr der Zukunft, zum Beispiel E-Mobilität.
  7. Der Fehmarnbelt-Tunnel wird von der EU im Zeitraum 2016-2019 mit 589 Mio. Euro aus der Connecting Europe Facility (CEF) gefördert. Diese von der EU bewilligten Fördermittel entsprechen dem maximal möglichen Fördersatz für Eisenbahnprojekte von 40%. Als Prioritätsprojekt der EU besteht für den Tunnel laut Aussage von EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc auch in den kommenden Antragsrunden Aussicht auf weitere Förderung. Das dänische Verkehrs- und Bauministerium hat daher angekündigt, nach 2019 eine erneute Förderung des Projekts zu beantragen.

Der politische Wille der Europäisierung einer großen Region durch einen Tunnel unter der Ostsee ist in Kiel, Berlin, Kopenhagen und Brüssel ungebrochen. Diesen Fakt sollte auch Bettina Hagedorn anerkennen.

Ganz Skandinavien freut sich auf die neue Anbindung an Zentraleuropa. Und wir in Ostholstein profitieren davon.