Zum Dialog gehören immer zwei

Total überraschend werfen die Lübecker Nachrichten heute der Projektgesellschaft vor, sie würde sich im Kleinkrieg befinden und keinen Dialog führen. Diese Sichtweise reiht sich leider in Schlagzeilen der letzten Wochen ein, die ein verzerrtes Bild der deutschen Planung zeichnen. Im Gegensatz zu Stuttgart21 rollt keine Protestwelle durch das Land. Die bisher bekannten Zahlen der Einwendungen liegen weit unter dem Niveau von großen Infrastrukturprojekten. Und Dialog findet schon immer statt. Seit Jahren gibt es etablierte Dialogrunden und Dialogforen. Das deutsche Planungsrecht ist ja geradezu eine Einladung zum Dialog. Die Betroffenen können sich konkret einbringen, damit ihre Interessen gehört werden. Und genau das passiert ja.

Man muss sich schon entscheiden: Entweder will man keine Bürgerbeteiligung. Oder man will eine, dann ist es völlig normal, dass es Einwendungen gibt.

Partizipation in der Demokratie und eine offene Gesellschaft sind halt ein bisschen komplexer als PR. Die machen manche Gegner wirklich gut, weil sie z.B. für Online-Petitionen mobilisieren – wissend, dass sie nicht als Einwendung gezählt werden können. Einige Akteure verweigern sich sogar dem Dialog, wie der NABU.

Das ist alles legitim, keine Frage. Aber ein wenig sollte man die Kirche im Dorf lassen. Eine umfassende Bürgerbeteiligung hat mit Kleinkrieg nichts zu tun. Sachliche Argumente und kontroverser Austausch gehören zu unserer Demokratie wie die Luft zum Atmen.

Wieso führen wir nicht endlich die Debatte über den Nutzen des Projektes für unsere Region? Dann wären die Kritiker schnell in Erklärungsnot.